Das Ende des multiethnischen Reiches der Habsburger Doppelmonarchie hat in unserer Heimat tiefe Narben hinterlassen,  die in die Gegenwart hereinreichen. 

Nicht nur in Kärnten wurde die Grenze in Frage gestellt. Sämtliche Grenzen des jungen Österreich standen damals zur Disposition – selbst jene zur Schweiz.

Deutsche, Tschechen und Ungarn, die Alemannen in Vorarlberg, eben auch die Slowenen Kärntens und der Steiermark – sie alle waren hin und hergerissen zwischen dem traditionellen Landesbewusstsein und der Loyalität zum neuen Staat, der sich Deutsch-Österreich nennen wollte.

Das sowohl-als-auch dynastischer Loyalität war gleichsam über Nacht verdrängt worden vom brutalen entweder-oder klein gewordener Nationalstaaten. Eine Vernichtungsmaschinerie der sprachlichen und kulturellen Vielfalt.

Warum ich heute darüber spreche, hat sehr viel mit dem schwierigen europäischen Einigungssprozess zu tun. Vzrok, da danes o tem govorim, je teûavni evropski proces skupne poti. Denn dieser historisch einmalige Versuch der europäischen Integration befindet sich in einer Phase des Umbruches. Der Eindruck verstärkt sich, dass nichts weitergeht. Wir treten auf der Stelle – in Fragen des europäischen Grenz-schutzes, einer europäischen Migrationspolitik, ebenso wie bei wirksamen Massnahmen gegen die Klimakrise oder für eine gemein-same Aussen- und Sicherheitspolitik Europas.

So wie in vielen anderen Teilen unseres Kontinentes, ist eine gute Zukunft für Kärnten nur in einer kooperativen – Grenzen überschreitenden – Nachbarschaft vorstellbar. Tako, kakor v drugih predelih našega kontinenta, je dobra bodočnost Koroške možna le s kooperativnim in meje presegajočim sosedstvom. Spomnimo se pesnika Franceta Prešerna, ki je rekel: Ne vrag, le sosed bo mejak.   

Die Friedensregion Alpe-Adria ist als elementarer Baustein gleichsam Voraussetzung für das Gelingen des Friedensprojektes Europa. Regija miru Alpe Jadran je elementarni temelj in predpostavka za uspeh mirovnega projekta Evropa.

Naloga Koroške sta torej dialog in kooperacija.Kärntens Aufgabe ist daher Dialog, Kooperation.

Immer noch wandern zu viele junge und tüchtige KärntnerInnen ab. Diesen Pio-niergeist muss man im Land halten, ihn fördern oder ihn wieder zurückholen. (…)

In der produktiven Verknüpfung des Lokalen mit den Möglichkeiten der supranationalen Union sehe ich eine verheissungsvolle Zukunft. 

So werden wir die gewaltigen geopolitischen Umbrüche –  jenen Epochenwechsel im 21. Jahrhundert –  erfolgreich mitgestalten können. Gerade wir in Kärnten  spüren das Gewicht der Vergangenheit. Daher ist es eine Frage der Vernunft und des Herzens, einhundert Jahre nach der Volksabstimmung von 1920 ein Bekenntnis zur gemeinsamen Zukunft in diesem Europa abzulegen.Wir müssen auch die tragische Verfälschung dieses demokratischen Aktes vom 10. Oktober 1920 überwinden, der einen wichtigen Beitrag zur Staatswerdung Österreichs geleistet hat. Prestreči moramo tragično popačenje demokratičnega akta desetega oktobra, ki je bistven prispevek za nastanek avstrijske drûave.

Auch daran soll heute erinnert werden: Fünfundsiebzig Jahre später ist mit der Volksabstimmung über den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union ein demokratisches Bekenntnis Österreichs zur Weltoffenheit erfolgt. Pristop Avstrije k Evropski uniji je spričevalo odprte in sodobne drûave. Diese beiden plebiszitären Akte  – von1920 und von 1994 – sind, so sehe ich es,  gewissermassen Eckpfeiler unseres demokratischen Selbstverständnisses.  

Moje čestitke – hvala lepa und vielen Dank!