Sehr geehrte Damen und Herren!

Da smo danes tukaj zbrani ima svoj žalostni razlog v nasilnem pregonu slovenskih koroških družin pred osemdesetimi leti. V središču ste nekdanje pregnanke in nekdanji pregnanci z vašimi potomci.

Ne vem, kako je, če moraš od enega trenutka na drugega zapustiti svoj dom in domovino. Imam samo lahko en majhen občutek, ker sem o tem slišala od ljudi, ki jih poznam in jih spoštujem.

Danes govorim tukaj kot vnukinja ene izmed najmlajših nasilno pregnanih. Moja babica, ali mati, kakor jo kličem, mi včasih kaj pove o tem času. Kako se je naenkrat vse spremenilo. Morali so   oditi. Brez razloga. Brez besed. Zaradi jezika. In vseeno so imeli upanje, da se bodo vrnili. Imeli so upanje, da bo nekdaj spet vse drugače. Ko so se končno vrnili domov je bila stara dobrih tri let. Od tega je minilo 80 let. A rane lahko tudi še po tako dolgem času začnejo krvaveti, če ne prav zacelijo. In to boli. Z vojno v Ukrajini so vse slike spet tu. Strah in negotovost tudi. In vedno je tu tudi    neusahljivi vrelec upanja po pravičnosti in spoštovanju človekovega dostojanstva.

Treba je ohraniti spomin na nekaj, kar se da le težko povedati z besedami. To je spomin na krivico. Na nekaj, nepravičnega. Na nekaj, kar se ne bi smelo zgoditi. Na nekaj, kar naj se nikoli več ne   ponovi. Spomin je treba ohraniti. Tisti, ki so pri pregonu pred osemdesetimi leti bili odrasli, stari več kot 20 let,  danes ne živijo več. Ne moremo jih več vprašati. Najmlajši, ki so takrat bili otroci, so danes stari 80 let in več. Zato je vsak njih spomin na ta čas nekaj zelo dragocenega.

Drage pregnanke, dragi pregnanci, vsaka vaša beseda je oporoka.

Poskrbeti je treba za to, da se spomin na to temno poglavlje dežele Koroške ohrani. Viden naj bo v vseh občinah iz katerih ste bili pregnani.

V dobrih treh letih bo 80 let, odkar ste se vrnili. Poglejmo, če se bo medtem v vse občine od koder ste bili pregnani vrnil tudi viden spomin. To je eno. Ampak nekaj vas, dragi navzoči zelo prosim: storite vse, da ostane slovenska beseda živa v vaših družinah na Koroškem.

Zaradi jezika ste bili pregnani. Jezik naj bo najvažnejši živi spomenik.

Sedaj bom nadaljevala v nemščini, ker naj to, kar bom povedala, slišita v svoji materinščini deželni  glavar Peter Kaiser in zvezni predsednik Alexander Van der Bellen.

Sehr geehrter Herr Bundespräsident Alexander Van der Bellen,

Sehr geehrter Herr Landeshauptmann Peter Kaiser!

Es gibt da dieses Wort.

Das ich nicht verstehe. Ich kann es lesen, es hat fünf Buchstaben, fängt mit K an, hört mit G auf.

Krieg.

Vor Jahren habe ich dieses Gedicht geschrieben:

Tedaj

Ko so

vdrli

skozi vrata,

mi pripoveduje,

„je izginil vonj

po kruhu,

in moje roke

so se tresle.

Tako močno

so se tresle,

da si nisem več

upala

dihati!

„Tedaj

sem umrla

že kot otrok-

v vedenju,

da bom danes živa.

Das Gedicht erzählt von einem Tag vor 80 Jahren. Vom Brot im Ofen und, wie keine Zeit mehr war, es heraus zu holen. Wie plötzlich die Welt sich veränderte. Und wurde nicht nur die Sprache verfolgt, sondern auch geschafft, die Betroffenen augenblicklich sprachlos zu machen.Und wie später eine Frau berichten wird:  Am nächsten Tag, die Welt schon anders, war. Auf einen Schlag. Es erzählt von den Wolken und, wie an diesem Tag niemand den Blick nach ihnen richtet. Es erzählt von der Hektik. Es erzählt von der Deportation von 227 slowenischsprachigen Familien in zeitiger Früh am 14. und 15. April vor 80 Jahren, diedas Haus sofort zu verlassen und zu entscheiden hatten, was sie mitnehmen und was sie zurücklassen. An diesen Tagen wurde es ungewohnt still in den Dörfern.

Wie das wohl sein muss, wenn sich leise und noch bevor sich die Augen öffnen, ein Echo breit macht und wie eine Welle aufsteigt und dann bricht an der höchsten Stelle. Meine Großmutter war erst wenige Tage alt, als laut gegen die Tür geschlagen wurde. In der nächsten halben Stunde sollten alle ihre notwendigsten Sachen gepackt haben und weggebracht werden. Wohin oder für wie lange wurde nicht bekanntgegeben. Was nimmt man mit, wenn man nichts weiß? Wie verabschiedet man sich von einem Ort, von dem man weiß, dass er nicht mehr derselbe sein wird, wenn man überhaupt das Glück haben wird zurückzukehren? Das ist heute 80 Jahre her und wenn ich meine Großmutter oder mati, wie ich sie in meiner slowenischen Muttersprache anrede, danach frage, dann versucht sie zu beschreiben und sagt, dass für die Dauer von drei Jahren drei Monaten und drei Tagen alles um sie still wurde.

Und manchmal traue ich mich und frage sie, wie das war. Während dem Krieg. Spreche das Wort langsam aus. Ziehe an dem i. Dann wird ihr Gesicht ganz hart. Wenn ich meiner Großmutter fragend in die Augen schaue, dann kann es passieren, dass sie kurz die Kontrolle über ihre Gesichtsmuskeln verliert. Nur für einen kurzen Augenblick und dann sehe ich, wie sie traurig ihre Augenbrauen hebt und beide Hände mit den Handflächen nach oben auf den Holztisch legt. Als wäre das Gewicht ihrer Finger zu schwer für ihren Schoß. Sie kontrolliert ihren Ausdruck wieder. Lässt nicht zu, dass ich traurig werde. Sie schaut aus dem Fenster und hebt leicht ihre Schultern. Sie sagt kein Wort aber ich verstehe alles, wenn ich, so wie sie in den Himmel schaue und sehe, wie sich eine Wolke ausdehnt. Wurde alles leise aber war die Hoffnung trotz allem immer da, dass sie eines Tages zurückkommen und denselben Himmel wiedersehen wird.

Der Blick in den Himmel war eine Zeit lang das einzig Bekannte. Etwas, an dem sich festhalten ließ. Ein Fenster in die Heimat. Die zwangsweise ausgesiedelten Familien mussten damals ihre Höfe verlassen. Was sie aber die ganze Zeit über nicht weglegten, war die slowenische Sprache. Sie haben nicht nur das Notwendigste sondern auch das Wichtigste mitgenommen und sind damit wieder zurückgekehrt. Unter denselben Himmel mit denselben Farben, der schon wieder auf sie wartete. Man kann den Menschen ja vieles nehmen, nur nicht ihre Wurzeln und ihre Identität.

In drei Jahren wird es 80 Jahre her sein, dass sie zurückgekehrt sind. Heute muss ich meiner Großmutter  keine Fragen stellen. Denn heute ist wieder Krieg und wie wir wissen, heilt die Zeit keine Wunden, sie legt sich nur hinein und ist dann still. Und es genügt schon ein Wort, das die Menschen wieder an den Ort bringt, der sie Nachts nicht schlafen lässt. Deshalb ist es wichtig daran zu erinnern.

Und wenn ich mir jetzt noch etwas wünschen könnte, dann wären das Mahnmale in jeder Gemeinde Kärntens, aus denen Kärntner slowenische Familien deportiert wurden, die in beiden Landessprachen daran erinnern, was dort vor 80 Jahren wegen einer Sprache passiert ist.

Sehr geehrter Herr Bundespräsident, ich habe eine Bitte an Sie. Ich glaube an die Autorität ihres Amtes und bitte Sie um ein gewichtiges Wort an diese Gemeinden.

Denn zu Hause ist dort, wo auch die Nachbarn wissen, was geschehen ist.

Zu Hause bedeutet ein Ort, an dem die Erinnerung nicht verstummt.

Denn Erinnerung ist auch Heimat.

Und Heimat ist erst ganz mit der Erinnerung.

Drage pregnanke, dragi pregnanci,

pred vami stoji v velikem spoštovanju.

Hvala lepa,

danke.

(Brala pri spominski svečanosti v domu glasbe v Celovcu, 19.04.2022)